rück:BLICK – März 2024

01.03.2024 – FRIDAY JAZZ JAM – MAINSTREAM
Benjamin Himpel (saxes) leitete den Abend mit seinen Mitmusikern Bernd Huber (git), Axel Kühn (b) und Chris Barchet (dr) mit einigen sehr schönen Stücken ein, die, beim zahlreich erschienen Publikum, die Lust auf mehr bewirkte. Aber der erste Freitag im Monat ist Session-Tag und so entwickelten sich, organisiert durch Benjamin Himpel, rege musikalische Aktivitäten. Traditionell sind Saxophon, Gitarre und Piano jeweils mit mehreren Mitspielern beteiligt. Hinzu kam noch das Flügelhorn. Axel Kühn fand erst gegen Ende eine Ablösung und Chris Barchet war durchgehend den ganzen Abend beschäftigt. Es ist immer wieder faszinierend, wie Musiker, die so noch nie zusammen gespielt haben, den Stücken Inhalt und Tiefe geben und schöne Solopassagen einbringen. Am Ende eines langen Abends, mit einem breiten und hörenswerten Spektrum, übernahm die Sessionband wieder und sorgte, kurz vor Mitternacht, für einen inspirierenden Abschluss!  (Herbert G.)

02.03.2024 – THE MAJOR DUDES – played the music of Steely Dan
„Ricky don’t lose that number
You don’t want to call nobody else
Send it off in a letter to yourself…”
Wer kennt diese Songzeilen nicht? Da kommt einem sofort der Ohrwurm der New Yorker Kultband aus den 1970er Jahren in den Kopf, deren Songs im Club vor zahlreichem Publikum von den „Major Dudes“ perfekt gecovert wurden. Mehrstimmiger, harmonischer Gesang, saftige Soli aller vier Musiker, bravouröse Gesangsleistung der Frontfrau und Sängerin Elke, die die teils komplizierten Gesangslinien souverän meisterte, prägten im Keller eine funky, groovige Atmosphäre, die das glückliche Publikum durch Erklatschen zweier Zugaben bis ganz schön spät verlängerte.  (Robby L.)

03.03.2024 – NILS WÜLKER & ARNE JANSEN
Seit 25 Jahren machen sie schon zusammen Musik (damals noch im Jugend Jazzorchester) und seit 15 Jahren entwickelten sie als Duo eigene Projekte: Nils Wülker + Arne Jansen, zu erleben beim Kooperationskonzert mit dem franz.K vor zahlreichem Publikum dort. Sanfte Trompetenklänge, begleitet von atmosphärischem Gitarrenspiel führten durch interessante Klanglandschaften, die mit clever eingesetzter Technik und zahlreichen Loops manchmal fast orchestralen Sound schufen. Mir gefielen die ehrlichen, warmen Trompetenklänge in der Nummer „Nika’s Dream“, das Nils Wülkers Töchterchen gewidmet war, am besten.  (Robby L.)

07.03.2024 – Eröffnungskonzert JAZZ-FRÜHLING – ALBIE DONNELLY – “Mr. SUPERCHARGE” – and his BIG 4
Den Auftakt des diesjährigen Jazzfrühlings in der Mitte machte Albie Donelly vor sehr gut gefüllten Clubräumen und ließ es von der ersten Minute an mit seinen Mitmusikern so richtig krachen, dass der Funken sofort auf das Publikum übersprang. Dazu trugen auch seine humorigen Geschichten bei, die er sehr überzeugend erzählt und die immer wieder für Lacher sorgten und zeigten, dass er auch ein großartiger Entertainer mit einer über vierzigjährigen Bühnenerfahrung ist. Aber auch musikalisch kamen die Zuhörer voll auf ihre Kosten. Albie Donelly mit markanter und kräftiger Stimme überzeugt sowohl bei fetzigen und rockigen Passagen als auch bei lyrischen und fast schon träumerischen Melodien. Und mal lässt er sein Saxofon schrill aufheulen und dann mal wieder sanft und mit großer Sensibilität ertönen und zeigt seine enorme instrumentelle Routine. Mit an seiner Seite eine perfekt abgestimmte Rhythmusgruppe mit einem großartigen Wolfgang Diekmann am E-Bass und einem Uwe Petersen am Schlagzeug, der spätestens bei Duke Ellingtons “Caravan“, als ihm seine Bandkollegen die Bühne für ein Solo überlassen, zeigt, welche Bandbreite an verschiedenen Rhythmen er seinem Instrument entlocken kann. Und dann noch Andre Tolba– einfach genial, welche Töne er aus seiner Gitarre zaubert und das Publikum mit seinen herausragenden Soli zum Staunen bringt. Nach fast drei Stunden endet ein grandioses Konzert, das große Lust auf Mehr macht und eine überaus gelungene Eröffnung des diesjährigen Jazzfrühlings ist, und entlässt ein sehr zufriedenes Publikum. Wie meinte eine Besucherin beim Hinausgehen:  Schade, dass es schon zu Ende ist und schade, dass im Club es zum Tanzen zu wenig Platz gibt. Dafür ist aber die Atmosphäre einmalig. (H. G.)

08.03.2024 – JAZZ-FRÜHLING – BILLY COBHAM meets CHAOUKI SMAHI & BAND – in Zusammenarbeit mit dem franz.K
Nach 13 Jahren war es endlich wieder so weit – am Freitag Abend wurde in Zusammenarbeit mit dem FranzK in dessen Räumlichkeiten ein Highlight des diesjährigen Reutlinger Jazzfrühlings präsentiert.
Kein geringerer als Billy Cobham, die Jazz-Schlagzeuglegende aus den USA, fand sich gemeinsam mit Chaouki Smahi und dessen Band im gut gefüllten Konzertsaal ein, um ein Konzert der besonderen Art darzubieten.
Eine Mischung aus jazzigen Harmonien, arabischen Melodien und orientalischen Rhythmen erfüllten den Raum. Der Einstieg begann mit ruhigen meditativen Kompositionen, gefolgt von schnelleren Stücken, welche zur ersten Pause in Soli der einzelnen Bandmitglieder und natürlich von Billy Cobham gipfelten. Nach der Pause startete das zweite Set mit einer kleinen Überraschung. Die Geschwister Karina (Cello) und Anissa Albrecht (Klarinette) führten eine Komposition von Gerome Robbins auf. Das zweite Set war hiernach durch mehr Tempo und komplexe Soli geprägt, welche das exzellente Können der Musiker unter Beweis stellten. Arabische Einstiege wurden von Jazz Interpretationen abgelöst um wieder im arabischen Stil suszuklingen. Am Ende wurde dann noch das Publikum zum Mitsingen eingeladen, was dann auch angenommen wurde. Anschließend erklatschte man noch ein paar Zugaben, wohlwissend, daß die Gelegenheitm, diesen Weltstar am Schlagzeug in Reutlingen zu erleben, nicht selbstverständlich ist. Ein gelungenes Konzert und eines unserer Highlights in der Reihe Reutlinger Jazzfruhling!  (Stefan T.)

08.03.2024 – Friday LIVE SPECIAL
‚Bob’s Idea‘ heißt die Band aus den regionalen Top Musikern Klaus Zickler (ts), Joachim Scheu (p), Conny Schwarz (b) und Markus Fiederer (dr), die beim Friday Live Special das Publikum begeisterte. Der Bandname ist Programm, denn viele der gespielten Titel stammen aus der Feder des amerikanischen Saxofonisten Bob Reynolds. Mit viel spürbarer Freude am Zusammenspiel wurden moderner, grooviger, mitreißender Jazz in Abwechslung mit wunderschönen Balladen auch aus Eigenkompositionen geboten. Und die Qualität, die wir von den vier im Club bestens bekannten Musikerpersönlichkeiten im erst jüngst gegründeten Quartett erlebten, war wirklich beeindruckend. Das trotz des Parallelkonzerts von Billy Cobham im franz.K zahlreiche Publikum honorierte das mit sehr viel Beifall.  (Robby L.)

15.03.2024 – Friday JAZZ JAM – FUNK & FUSION
Am Freitag Abend war wieder die Funk & Fusion – Session an der Reihe. Die Band um Gino Samele spielte wie gewohnt fetzige Titel, darunter auch eigene Kompositionen, und brachte damit das zahlreiche Publikum in Stimmung.
Die Unterstützung durch weitere Musiker war diesmal leider sehr überschaubar, zu erwähnen ist lediglich eine junge Saxofonistin, die vor allem im ersten Set tatkräftig mitspielte. Mit drei gespielten Sets ein ausgedehnter, gelungener Konzertabend im Jazzkeller.  (G.H.)

16.03.2024 – JAZZ-FRÜHLING – TORSTEN ZWINGENBERGER FOURTETT
Die Menschen im gut besuchten, leider nicht ganz ausverkauften Keller, haben das erlebt, was unser Extra- Flyer zum 22. Reutlinger Jazzfrühling versprochen hat: Einen herausragenden Leader unter vier hervorragenden Könnern. Torsten (Jg. 1959) an den drums (und vieles andere mehr) führt und lenkt seine co-genialen Mitspieler von hinten und beweist einmal mehr, dass beim Schlagzeug nicht die Lautstärke zählt.
Eine sehr große Bandbreite, ein schier unerschöpfliches Repertoir wie im Flyer angekündigt, hat das Publikum begeistert. Ob an Count Basie angelehnte ‘Kakerlakenpartymusik’ oder Wortspiele mit dem ‘walking closet’ als begehbarer Kleiderschrank,  auch mit Wortwitz weiß Torsten zu überzeugen. Musikalisch sowieso, ebenso wie seine Mitstreiter. Eigenkompositionen aller Musikalartisten auf der Bühne wurden dargeboten.
Sein Pausengetränk hat der Berliner kommentiert mit “haidanai a Engele”. Der junge Kenni Berkel, optisch eine Mischung aus dem jungen Erich Kästner und dem möchtegern Politiker Philipp Amthor, Patrick Braun aus Niedersachsen, sax, und everybodies Darling, der begnadete italienische Kontrabasser aus Brescia und Berlin haben den Gerstensaft aus der Zapfe vorgezogen.
Zum Ende der zweiten Konzerthälfte hat Torsten solo die begeisterten Zuhörer auf eine Zugreise durch die afrikanische Savanne entführt. Inspiriert durch Auftritte in Brasilien mit und für afro-brasilianische Musikfreunde hat er mit unvorstellbaren Geräuschemachern eine Zugfahrt simuliert, dass man sich tatsächlich dort wähnen konnte. Zahllose ‘Schätterla’, Muscheln, Calebassen, Zapfen von exotischen Nadelgehölzen, eine Cajon, die ihm zugleich als Sitzmöbel dient, ein Barhocker verstärkt mit einem Spitzmuffenabwasserrohr …. unglaublich, womit man neben dem Schlagzeug alles Geräusche machen kann. Eine viertel Stunde in der die Zuhörer und -schauer ganz von ‘den Socken’ waren. Und keine Sekunde zuviel, die Savanne ist ja auch groß und weit.
Danach gab es noch bissle “Butschi Wutschi” (Boogie Woogie) und einen gepflegten Dreier (Walzer, leitet sich wohl in Jazzersprech vom 3/4 Takt ab) und zwei Zugaben.
Auch der Ehrenvorsitzende Clemens W. nebst Gemahlin war genauso begeistert wie der neue Programmdirektor Benjamin H. und das gesamte Mitarbeiterteam, das sehr gut bestückt und motiviert war. Etwas ganz besonderes und seltenes war, dass die Künstler sich zu vorgerückter Stunde noch einmal aus der Künstlergarderobe in den Keller bemüht haben, um sich beim Restbarteam für den gelungenen Abend zu bedanken und sich von jedem persönlich zu verabschieden. Das erfreut die ehrenamtlichen Zapfer, CocktailMixer und Gläserspüler natürlich ganz besonders.
Eine tolle, unvergessliche Veranstaltung; schade, dass im Neberaum einige freie Stühle zu sehen waren.  (mb)

22.03.2024 – Friday HIGHSCHOOL JAZZ – LUKAS WÖGLER 4
Im Rahmen der Reihe “Friday Hochschuljazz” praesentierte sich am Freitag den 22.3.2024 das Lukas Wögler Quartett mit Lukas am Tenorsaxophon, Pauli Poulsen Gitarre, Moritz Holdenried Kontrabass und David Giesel an den drums.
Das Quartett spielt schwerpunktmässig Stücke aus der Bebop- Cool -und Hardbop Aera. Als Zuhörer hatte man einen spannenden Abend mit viel Spielfreude der Musiker, tollen Soli und viel Interaktion zwischen dem Musikern. Man spürt die Ernsthaftigkeit, mit der sich die Band mit dem Material aus dem American Songbook auseinandersetzt. Stücke wie Tenor Madness von Sonny Rollins, oder Peace von Horace Silver zeigen die Bandbreite in der sich das Quartett bewegt. Lukas Wögler brilliert mit technisch hoch versierten Soli, Poulsen steht dem an der Gitarre mit spannenden Linien in nichts nach. Bass und Schlagzeug sorgen für einen stabilen und kreativen Klangteppich, auf dem es sich gut improvisieren lässt … und geizen nicht mit schönen Soli. Man darf auf das nächste Konzert dieser Reihe gespannt sein … wie immer ein lohnender Konzertabend. (J.L.)

23.03.2024 – JAZZ-FRÜHLING – OLAF POLZIEHN TRIO & SCOTT HAMILTON
Olaf Polziehn, der renommierte Pianist aus der Ecke Ludwigsburg, war vor über 10 Jahren zum letzten Mal in der MITTE, damals mit der Schauspielerin Jasmin Tabatabai, die sich im übrigen dabei als hervorragende Sängerin entpuppte. Leider war das Konzert weitgehend leer, was wir einem zeitgleich durchgeführten Konzert mit Peter Krauss in der Stadthalle mit 1400 Zuschauern zu verdanken hatten. Diesmal hingegen war der Jazzclub voll bis unters Dach, ein schöner Ausgleich für das vergangene Mal. Aber Polziehn hatte ja auch wieder vorzügliche Musiker dabei: John Goldsby am Kontrabass und Hans Dekker an den Drums, beide sind schon seit langem Mitglieder der WDR Bigband. Der Stargast war jedoch der amerikanische Tenorsaxophonist SCOTT HAMILTON, der als einer der besten Swing- und Mainstreamsaxophonisten weltweit gilt, was er eindrucksvoll an diesem Abend bewies. Insbesondere Balladen sind seine Spezialität, denn sein Ton, das Vibrato und seine ideenreichen Improvisationen sind einzigartig und berühren die Zuhörer ins Innerste. Letzteres ist eine Eigenschaft, die man im modernen Jazz, der oft akademisch oder gar gekünstelt wirken kann, eher selten findet. Die ersten beiden Titel kamen dem Publikum bekannt vor, kein Wunder, war es doch „Dein ist mein ganzes Herz“ aus der Operette „Land des Lächelns“ und „Glaube mir“, ein Schlager von Wolfgang Sauer 1987. „Wir spielen heute das German Song Book“ erklärte Polziehn dazu. Titel von Kurt Weill, Hildegard Knef mit Rote Rosen, Peter Kreuder, Udo Jürgens und vielen Komponisten mehr, dazu perfekt gespielte originelle Arrangements und virtuose Improvisationen, all das wurde vom Publikum mit stürmischem Beifall honoriert. Und dass die ganze Band swingte „wie der Teufel“ muss nicht extra erwähnt werden.Unter minutenlangem tosendem Applaus präsentierte die Band mehrere Zugaben. Das Lied der Comedian Harmonists „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines Stückchen Glück“, intoniert nur von Piano und Sax, sorgte beim Publikum nochmal für höchste Ergriffenheit, ehe der denkwürdige stimmungsvolle Abend mit einem Blues endete.
Ein Abend, wie es ihn selten gibt, ein Glücksfall für die, die dabei waren.  (CGO)

29.03.2024 – Friday LIVE SPECIAL – MUSAKUSTIK
Am Freitag Abend gastierte die Gruppe Musakustik aus Tübingen im Jazzclub mit einem bunten Programm. Es ist immer wieder schön, neben den internationalen Stars der Jazzszene auch regionale Musiker zu hören, die auch hier wieder sehr respektable Leistungen ablieferten. Die Stücke bewegten sich von Bossa Nova aus Brasilien über kubanischen Son, gespielt auf der selten zu hörenden Tres Cubano, über Jazzstücke, bis zu Popsongs, wie Fragile, von Sting, oder Wonderful Tonight von Eric Clapton. Ein umfangreiches Instrumentarium an Gitarren, Percussion-Instrumenten, Kontra- und E-Bass, als Begleitung zu mehrstimmigen Vocals, brachte diversen Klangfarben in die Musik des Trios, garniert mit launigen Ansagen.  Auch an diesem Karfreitag war der Jazzclub sehr gut besucht von einem Publikum, das die Musik so genoss, dass es, trotz langer Sets, noch drei Zugaben einforderte.  (Herbert G.)

30.03.2024 – AZZ-FRÜHLING – TANGO TRANSIT
 Bei der fünften von acht bisher hochkarätigen Jazzfrühlingskonzerten gab es mit ‚Tango Transit‘ im wieder gut besuchten Club nicht etwa einen Tango Tanzabend, sondern das ‚German Songbook‘ der drei fantastischen Instrumentalisten der Band. Deutsche Volkslieder ganz ohne Text verjazzt und trotzdem stets erkennbar, obwohl gleich der erste Song ‚Frère Jacques‘ eher nicht dem deutschen Liedgut entstammte. Die Instrumente Akkordeon, Kontrabass und Schlagzeug ersetzten die Worte der alten bekannten Lieder wie ‚He ho, spann den Wagen an‘ oder ‚Ein Jäger aus Kurpfalz‘ und es war höchst beeindruckend, wie Bass und Schlagzeug oft nicht etwa als Rhythmusbegleitung des Akkordeons fungierten, sondern den Melodiepart übernahmen und das Akkordeon häufig den Takt gab. Besonders im Engelrausch Weihnachtslied übernahm das Schlagzeug im Solopart komplett die Melodie. Und dass man das Tonspektrum des Kontrabasses durch Drehen am Stimmwirbel beim Spielen erweitern kann, war ein weiteres ungewöhnliches kleines Highlight für Bass Fans. Wieder einmal hat sich die Nähe zwischen Publikum und erstklassigen Musikern als Besonderheit des Jazzclubs erwiesen. Ein tolles Konzert vor begeisterten Clubbesuchern !
(Robby L.)